Das US-Oberkommando in Europa hält einen Angriff auf Personal oder Einrichtungen in Deutschland für „wahrscheinlich“. Deshalb wurde die Warnstufe für Standorte in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern am Sonntag auf „Charlie“ erhöht. Der genaue Hintergrund bleibt unklar.
Für die amerikanischen Truppen in Deutschland gilt seit Sonntag die höchste Terrorwarnstufe seit einem Jahrzehnt. Diese Anordnung, die auf unbestimmte Zeit gilt, kommt vom in Stuttgart ansässigen Oberkommando der US-Streitkräfte in Europa.
Die Nachricht wurde zuerst vom Truppenportal „Stars and Stripes“ veröffentlicht und später am Sonntagabend von zwei US-Offizieren, die anonym bleiben wollten, gegenüber CNN bestätigt.
Übereinstimmenden Berichten zufolge gilt ab sofort in Deutschland auf US-Militärgelände die Warnstufe „Charlie“. Diese Warnstufe wird angewendet, wenn ein Vorfall eintritt oder Geheimdienstinformationen darauf hindeuten, dass eine Form terroristischer Handlungen oder ein Angriff auf Personal oder Einrichtungen wahrscheinlich ist.
Da die Warnstufe „Charlie“ die Zusammenarbeit mit zivilen Dienstleistern in den Gastgemeinden erschwert, ist sie in Militärkreisen besonders unwillkommen.
Zu den konkreten Massnahmen unter „Charlie“ gehören verschärfte Wach- und Kontrollvorschriften, was in den nächsten Tagen zu Staus vor den Eingängen der amerikanischen Stützpunkte führen könnte. Truppenangehörigen könnte zudem untersagt werden, ihre Militäreinrichtungen in Uniform zu verlassen. Es gibt auch Einschränkungen für „nicht unbedingt erforderliches Personal“. Vertreter der US-Garnison in Stuttgart erklärten, dass aufgrund der erhöhten Bedrohungslage einige Dienste nicht verfügbar sein werden, wie etwa der Zugang zu Restaurants auf dem Stützpunkt.
Seit Monaten gibt es angebliche Warnungen
Von der Warnstufe „Charlie“ betroffen sind unter anderem die Ramstein Air Base, die weltweit grösste amerikanische Luftwaffenbasis ausserhalb der USA, die US-Heeresgarnison in Baumholder sowie der Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem in Rheinland-Pfalz. Der Schutz von Einrichtungen in Wiesbaden (Hessen) und Grafenwöhr (Bayern) wurde ebenfalls verstärkt.
Die Warnstufe „Charlie“ gilt auch für einige US-Einrichtungen ausserhalb Deutschlands, etwa in Rumänien, Bulgarien und der norditalienischen Aviano Air Base, wo die US-Luftwaffe seit vielen Jahrzehnten Atomsprengköpfe lagert.
ISIS? Putin? Wem könnte der Terror nutzen?
In Sicherheitskreisen kursieren bereits seit Monaten Warnungen, wonach die Fussball-EM in Deutschland eine attraktive Kulisse für einen Anschlag bieten könnte. Es blieb unklar, aus welcher politischen Richtung die Bedrohung vermutet wird.
Zumeist wurde auf Islamisten verwiesen, die möglicherweise ein Zeichen im Zusammenhang mit dem Krieg in Gaza setzen wollten. Die Terror-Miliz Islamischer Staat hatte zu Anschlägen rund um das Turnier aufgerufen. Deutsche Sicherheitsbehörden trugen dazu bei, dass verdächtige Personen nicht als Teil privater Wachmannschaften in EM-Stadien eingesetzt wurden.
Zuletzt wurde jedoch auch von Szenarien gesprochen, bei denen aus Russland finanzierte Gruppen Anschläge auf Militäreinrichtungen verüben könnten, die zu Waffenlieferungen in die Ukraine beitragen. Nach Informationen der tschechischen Regierung rekrutiert Russland mögliche Täter unter anderem in Lateinamerika. Der tschechische Premierminister Petr Fiala sagte der BBC am 10. Juni, ein fehlgeschlagener Brandanschlag in Prag sei höchstwahrscheinlich von Russland organisiert und bezahlt worden. Verdächtige Vorfälle gab es auch in Polen und Litauen.
Quelle: ZDF online